Kaum irgendwo auf der Erde sind so viele Elektroautos unterwegs wie in Norwegen. Der skandinavische Staat, der durch Öl- und Gasförderung reich wurde, betrieb in den letzten Jahren ein umfangreiches Förderprogramm, das ganz offensichtlich erfolgreich war.
Norwegens Regierung plante, bis Ende 2018 50.000 Elektroautos auf die Straßen zu bringen. Bis 2025 sollen Autos mit Verbrennungsmotoren gänzlich verschwunden sein. Um diese hehren Ziele zu erreichen, wurden Elektroautos massiv gefördert. Käufer zahlten keine KFZ-Steuer und beim Kauf des Wagens auch keine Mehrwertsteuer.
Kostenlos Elektroautos parken und aufladen in Norwegens Hauptstadt Oslo
In Oslo durften Besitzer von E-Autos ihre Wagen kostenlos aufladen, kostenlos parken und Busspuren benutzen. All diese Fördermaßnahmen führten dazu, dass die anfänglichen Ziele weit übertroffen wurden. Bereits Mitte 2018 waren 200.000 Elektroautos auf Norwegens Straßen unterwegs. Beinahe 50 Prozent der neuzugelassenen Autos im Jahr 2018 wurden ganz oder teilweise mit Strom betrieben. In Deutschland liegt der Anteil der ganz oder teilweise elektrisch betriebenen Autos an den Neuzulassungen deutlich niedriger: Auf 3,44 Millionen Neuzulassungen kamen im Jahr 2018 gerade einmal etwas mehr als 67.500 Elektroautos und Plug-In-Hybride.
- Drolshagen, Ebba D. (Autor)
Der Grund für die Förderung der Elektromobile liegt im Umweltschutz. Vor allem in Oslo waren Smog-Wolken lange Zeit keine Seltenheit. Zahlreiche Benzin- und Dieselfahrzeuge führten in Kombination mit der geographischen Kessellage zu einer schlechten Luftqualität in der Stadt. Die Regierung handelte und kündigte an, die Kohlendioxid-Emissionen des Transportsektors bis 2020 massiv senken zu wollen. Dieses Unternehmen ist gelungen. Norwegen ist hinsichtlich der Elektromobilität ein Vorbild für andere Staaten. In keinem anderen Land lief der Verkauf der E-Autos so erfolgreich an.
Auch bei Mietwagen in Norwegen sind Elektroautos sehr verbreitet.
Überlastung der Infrastruktur durch E-Auto-Privilegien
Mit dem Aufstieg der Elektroautos stellten sich jedoch auch Probleme ein, die sich zum Teil aus den Fördermaßnahmen ergaben: In Oslo wurde der Platz auf den Busspuren eng, der Individualverkehr nahm zu und behinderte den öffentlichen Verkehr, es waren nicht mehr genügend Ladestationen vorhanden. Darüber hinaus mehrten sich kritische Stimmen, Norwegen könne sich die Förderung, die immerhin mehrere hundert Millionen Euro kostete, nicht mehr lange leisten.
Der Staat reagierte und kündigte an, die Fördermaßnahmen Schritt für Schritt abbauen zu wollen. So müssen Käufer von Elektroautos mittlerweile die halbe KFZ-Steuer zahlen. Ab 2020 werden sie wieder in vollem Umfang zur Kasse gebeten werden. Auch die Busspur-Privilegien der Stromautos wurden stark eingeschränkt.
Grundsätzlich will Norwegen jedoch am Kurs der letzten Jahre festhalten: Die Zeit der Verbrennungsmotoren ist im skandinavischen Staat bald vorüber. Dies bedeutet jedoch auch, dass Elektroautos nicht mehr bevorzugt behandelt werden. Mit der steigenden Zahl der Stromer nehmen ihre Privilegien auf den Straßen Norwegens ab, um die Infrastruktur nicht zu überlasten.
Ein neuer Industriezweig entsteht
Christina Bu, Generalsekretärin des Verbandes der Elektroautobesitzer, welcher in Norwegen rund 60.000 Mitglieder hat, betonte darüber hinaus, dass mit der Elektromobilität auch zahlreiche neue Arbeitsplätze entstünden. Sowohl der Bau der Autos als auch Aufbau und Unterhalt der für sie nötigen Infrastruktur benötigten zahlreiche Arbeitskräfte. Auch in dieser Hinsicht profitiert Norwegen vom Erfolg der Elektroautos.
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