Viele Deutsche zieht es irgendwann einmal nach Norwegen. Was man als Besitzer einer hytte beachten muss, erklärt dieser Gastartikel.
Gastartikel von Marlis, einer deutschen Hüttenbesitzerin in Norwegen.
Unberührte Natur, unglaubliche Schönheit, keine Hektik, keine Menschenmassen, das Gefühl von Freiheit – das ist Norwegen!
Viele Deutsche zieht es irgendwann einmal, manche auch mehr oder weniger dauerhaft in das fantastische Land im Norden.
Die Besetzung Norwegens durch Hitler-Deutschland bekommen wir als deutsche Nachkriegsgeneration kaum noch zu spüren. Dass es seine Zeit dauert, bis man wirklich Freunde gefunden hat, mag eher daran liegen, dass Skandinavier von Natur aus meist reservierter sind als wir. Näher kennengelernt sind sie aber überaus sozial, hilfsbereit und herzlich.
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Unsere Familie ist seit 10 Jahren Eigentümer einer landestypischen hytte auf 1000 Meter Höhe in Valdres (Oppland fylke). Wir haben mittlerweile mehrere sehr nette norwegische Freunde unter den Hüttennachbarn. Norwegisch zu sprechen ist da natürlich ein Riesen-Plus.
Es handelt sich hier um eine Art Hüttendorf, mit kompletter Infrastruktur, u.a. auch Breitband, Schneeräumdienst, Schranke, Berggasthaus (fjellstue), mit gewählter Eigentümer-Vertretung und einem riesigen Langlaufnetz bzw. mit Wanderwegen im Sommer.
Kleiner Exkurs: Mein Wunschtraum in jungen Jahren war eigentlich keine solche „høystandard-hytte”, wie oben beschrieben. Ich schwärmte für eine ganz einfache (”enkel”) Hütte. Ohne Strom, ohne fließend Wasser, Plumpsklo, Holz hacken und 1,5 Stunden Fußmarsch plus 20 Minuten über den See rudern. So in etwa. Auf solchen Hütten verbrachten früher viele norwegische Hobby-Jäger und -Fischer ihre Wochenenden. Auch jetzt gibt es solche Hütten noch. Aber das muss man mögen. Es ist außerdem nur empfehlenswert, wenn man hier im Lande und nicht allzu weit weg wohnt, so dass es sich um ein Naturerlebnis für jeweils ein paar Tage handelt.
Ja… und deswegen haben wir also eine Hütte mit Dusche, Waschmaschine, Heizung usw.
Es lohnt sich für uns natürlich nicht, nur für ein Wochenende anzureisen.
Stattdessen gibt es im Normalfall 2 oder 3 längere Aufenthalte im Jahr. Das bietet auch die Gelegenheit, von hier aus Kurzreisen innerhalb Norwegens zu unternehmen, an die Fjorde oder zu Bergtouren weiter nördlich. Es gibt tatsächlich auch für uns noch viele unentdeckte Flecken in Norwegen. Es ist spannend und schön, immer wieder mal ein ganz neues ”Gesicht” des Landes kennen zu lernen.
Soviel zu ”herrlich”
Der große Haken ist für uns Deutsche, dass praktisch alles (abgesehen – noch – vom reinen Strompreis) das Doppelte oder noch mehr kostet. Allein die Mehrwertsteuer ist schon 25%. Aber das hat man ja schließlich vor dem Kauf einer hytte in Norwegen gewusst.
Einiges haben – zumindest wir – aber nicht gewusst:
- z.B. dass man außer der für alle geltenden ”eiendomsskatt” (Grundsteuer) als Ausländer auch noch ”formuesskatt” (Vermögensteuer) bezahlen muss. Für Norweger gibt es einen hohen Freibetrag, der aber nicht für uns gilt, was rechtlich sehr fragwürdig ist. Da wäre eine Lobby hilfreich…
- z.B. dass man die vorgeschriebene Hüttenversicherung (Brand u.a.) offenbar nicht ohne Hausratversicherung haben kann und dass der Vertrag normal nur 1 Jahr läuft, um dann regelmäßig ”angeglichen” zu werden, falls man nicht gekündigt hat…
- z.B. dass ursprünglich ”familiäre”, überschaubare Hüttengebiete dauernd erweitert werden, seit die Gemeinden durch Einführung der eiendomsskatt vor ein paar Jahren daran kräftig mitverdienen…
- z.B. dass die Kommunen gegenüber Hüttenbesitzern (auch gegenüber Norwegern) selten entgegenkommend sind. Ihre Einnahmen sind ihnen das Wichtigste. Hüttenbesitzer bekommen nichts zurück, können auch absolut nichts mitbestimmen.
Trotzdem bereuen wir es nicht, ein Grundstück und eine Hütte in Norwegen erworben zu haben.
Was die Kosten angeht, man kann schon versuchen, beim Einkaufen ein bisschen zu sparen, und wenn es nur um Blaubeeren geht. Meistens gibt es im Sommer so viele, dass man wirklich keine kaufen muss. Lacht da jetzt jemand? Ich meinte es durchaus ernst!
Wer trotz des Kostenfaktors daran denkt, sich ein Ferienhaus in Norwegen anzuschaffen, dem rate ich dringend, sich erst einmal Grundkenntnisse in der Sprache anzueigen. Das erleichtert vieles.
Es soll auch in Norwegen in der Baubranche, gerade auch bei Hüttenlieferanten (=hytteleverandør”, sg.) Schlawiner geben, die einen übers Ohr hauen wollen.
Auch kann man sich – sofern man also Norwegisch-Kenntnisse hat – erst einmal in www.finn.no umschauen. Das ist ein Portal, wo alles Mögliche und eben auch Hüttengrundstücke (Grundstück = tomt) und Hütten (hytte, hytter), sortiert nach ”fylke”, angeboten werden. Normalerweise über Makler (= megler). Überhaupt läuft dann ein Kauf immer über einen Makler. Notare gibt es nicht. Der Makler leitet dann die Grundbucheintragung (tinglysing) in die Wege. Ein bisschen umständlich ist es, eine sog. ”fødselsnummer”, wörtlich Geburtsnummer, für Ausländer auch ”D-nummer” genannt, zu bekommen. Das ist eine Art Personennummer, die jeder Norweger haben muss und auch jeder Ausländer mit Eigentum oder auch nur mit einem Konto in Norwegen. Man bekommt sie vom ”skatteetaten”, der norwegischen Steuerbehörde.
Für alle, denen diese Eigentumsgeschichten zu aufwendig sind, die aber trotzdem gern eine hytte hätten, bietet sich vielleicht eine Hütte zur Ganzjahresmiete (”årsleie” oder ”helårsleie”) an. So etwas findet sich auch – vereinzelt – auf www.finn.no.
Gastartikel von Marlis, deutscher Hüttenbesitzerin in Norwegen. Wenn du auch eine hytte in Norwegen besitzt und dich mit Marlis austauschen willst, dann sende mir eine E-Mail. Ich werde die E-Mail direkt an Marlis weiterleiten.
Danke auch an Marlis, dass ich das Bild mit der Hütte im Schnee verwenden darf!
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